In den letzten Tagen bin ich relativ wenig zum Lesen gekommen. Die Hitze hat mir sogar den Spaß an meinem liebsten Hobby geraubt... Nichts desto trotz darf ich euch folgendes Buch, das ich vor kurzem beendet habe, heute vorstellen:
Thomas Glavinic - Lisa
Irgendwann in den Zeiten vor "mara liest..." hab' ich von dem österreichischen Schriftsteller Glavinic "Der Kameramörder" gelesen und war wirklich, wirklich begeistert. Und so dachte ich mir, dass auch "Lisa" mich einfach umhauen wird.
Glavinic lässt den Protagonisten über das Internetradio seine Geschichte, die Geschichte über Lisa, erzählen. Lisa ist eine Schwerkriminelle die bei den unterschiedlichsten Verbrechen an den verschiedensten Orten ihre Finger im Spiel hat. Im wahrsten Sinne des Wortes... den überall werden ihre Fingerabdrücke bzw. ihre DNA sichergestellt. Wer ist Lisa und wo ist sie?
Leider, und wirklich LEIDER, habe ich die Geschichte rund um Lisa schon gekannt.
Während der Lektüre habe ich mich ein paarmal gefragt, ob ich denn das Buch nicht doch schon einmal gelesen habe... dem war aber nicht so, ich wusste aber trotzdem sozusagen wie es ausgeht... ziemlich von Anfang an. Und das macht ein Buch natürlich irgendwie "kaputt".
ABER... Die Erzählform des Monologs hat mich voll und ganz überzeugt. Er hilft dem Roman diese eigenartige Stimmung zwischen Horror und Humor herzustellen. Die Verbindung des Protagonisten zu seinem virtuellen Publikum bricht oft ab und so entstehen halbfertige Sätze... die Zuhörer (bzw. wir Leser) steigen in den Erzählstrom mittendrin wieder ein. Das macht in meinen Augen das Buch herrlich anders!
Glavinic beschreibt zudem so treffend gesellschaftliche Phänomene. Das mag ich!
"Leistung, Leistung, immer Leistung, die Leute fallen so leicht in Extreme. Sie wollen schlank sein, also machen sie sich dürr, sie wollen etwas erschaffen, also hetzen sie sich hundert Stunden die Woche ab, sie wollen Freunde, also versinken sie bei Facebook, sie wollen ein bisschen Gemütlichkeit, also saufen sie sich die Birne weg." (S. 89)
"Berüchtigt sind die Standard-Poster. Der Standard ist eine österreichische Zeitung, die sich ein Online-Leserforum leistet, in dem man anonym posten kann, und wenn ihr lest, was sich da abspielt... wieder mal so ein Phänomen, wo sich Leute tummeln, die sich für links halten und in Wahrheit alles sind, nur das nicht." (S. 133)
Ich werde in Zukunft bestimmt weitere Bücher von Glavinic lesen,... mit der Hoffnung, dass ich die Story nicht schon kenne. :)
Liebe Grüße und bis bald
mara